Antibiotika vernünftig anwenden

Jedes Mal, wenn Antibiotika zum Einsatz kommen, können resistente Bakterien entstehen. Deshalb ist es entscheidend, diese Medikamente nur in ausgewählten Situtationen und wie verordnet einzunehmen. Dadurch können auch mögliche Rückfälle vermieden werden.

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Wie funktionieren Antibiotika?

Antibiotika sind (verschreibungspflichtige) Medikamente, die das Wachstum von Bakterien verhindern oder Bakterien abtöten. Antibiotika sind wirkungslos, wenn die Infektion durch Viren verursacht wird, was bei Grippen, Erkältungen oder Magen-Darm-Beschwerden oft der Fall ist. Antibiotika wirken auch nicht gegen Pilzkrankheiten oder gegen parasitische Infektionen wie etwa die Malaria.Antibiotika werden zur Behandlung von bakteriellen Infektionen oder Entzündungen verschrieben, die:

  • mit einem Risiko für weitere Komplikatione einhergehen,
  • ohne Behandlung nicht abklingen (oder sehr lange für die Heilung brauchen),
  • sich auf andere Personen übertragen könnten.

Ob eine Infektion behandelt werden muss, wird oft entweder aufgrund der Symptome eines Patienten oder aufgrund von Laboruntersuchungen und diagnostischen Tests entschieden. Antibiotika können jedoch auch präventiv verschrieben werden, etwa wenn ein chirurgischer Eingriff bevorsteht oder im Fall eines engen Kontakts mit einer Person, die an einer von Meningokokken verursachten Hirnhautentzündung leidet (Postexpositionsprophylaxe).

Nicht alle bakteriellen Entzündungen müssen mit Antibiotika behandelt werden. So werden die natürlichen Abwehrkräfte des Körpers beispielsweise mit vielen Blasen- und Ohrenentzündungen von alleine fertig – ohne die Hilfe von Antibiotika. Personen, die nicht an chronischen Lungenkrankheiten leiden, sollten auch bei Bronchitis ohne Antibiotika auskommen.

Es gibt mehr als zehn verschiedene Sorten – sogenannte «Klassen» – von Antibiotika. Je nach Art der Infektion eignet sich jeweils die eine oder andere Antibiotikaklasse für die Behandlung. Bakterien können sehr unterschiedliche Entzündungen hervorrufen. Alle Antibiotika sind darauf ausgerichtet, die Herstellung von Substanzen zu blockieren (wie etwa Bestandteilen der Zellwand, der Eiweisse oder der Erbsubstanz), die für die Bakterien lebenswichtig sind. Auf menschliche Zellen haben Antibiotika aber keinen Einfluss.

Was muss ich bei der Antibiotikaeinnahme beachten?

Nicht alle Bakterien sind Krankheitserreger, bei weitem nicht. Auf und im menschlichen Körper sind Tausende von verschiedenen Bakterienarten beheimatet. Die Summe aller dieser Mikroorganismen wird als «Mikrobiota» bezeichnet, deren bekanntester Teil die Darmflora ist. Das Gleichgewicht der Mikrobiota ist für ein gutes Funktionieren des Körpers unerlässlich. Doch mit einer Antibiotika-Behandlung wird dieses Gleichgewicht gestört, weil Antibiotika nicht nur Krankheitserreger, sondern auch nützliche Bakterien schwächen und eliminieren können. Also beispielsweise solche, die uns helfen, unsere Nahrung zu verdauen, die entzündungslindernde Substanzen herstellen oder die Schutzwirkungen unserer Haut und unserer Schleimhäute aufrechterhalten. Die Langzeitwirkungen der Antibiotika-Einnahme sind noch wenig erforscht. Nach einer Antibiotika-Behandlung dauert es 3 bis 6 Monate, bis sich die Mikroflora der Haut oder des Darms wieder normalisiert hat.

Antibiotika können mit Nebenwirkungen einhergehen. Am häufigsten sind Magen-Darm-Probleme, Durchfall, Übelkeit, Hautrötungen oder Störungen der Nierenfunktion. Welche Nebenwirkungen auftreten und wie stark, ist sehr individuell. Die Nebenwirkungen hängen auch von den verschiedenen Antibiotika-Klassen ab und davon, ob gleichzeitig auch noch weitere Medikamente eingenommen werden müssen oder Alkohol konsumiert wird. Eine grossangelegte Studie in verschiedenen Spitälern in den USA hat gezeigt, dass ungefähr 20 Prozent der Notfälle auf den Kinderstationen auf Nebenwirkungen von Antibiotika zurückzuführen sind.

(Artikel übernommen von BAG)