Weltweiter Impfstoffmangel

Seit Anfang 2017 besteht ein weltweiter Impfstoffmangel für Impfungen gegen Tetanus, Diptherie, Kinderlähmung und Keuchhusten. Aktuell sind viele Praxen nicht mehr in der Lage diese Impfungen durchzuführen. Neu besteht seit Ende September auch ein Engpass für die Hepatitis A und B- Impfung.

Dazu ein Hintergrundartikel vom Tages Anzeiger vom 18.7.2017:

Wenige grosse Konzerne dominieren den Impfmarkt

Die Lieferengpässe in der Schweiz, vor denen das Bundesamt für Gesundheit die Schweizer Ärzte warnt, betreffen vor allem Impfstoffe von GlaxoSmithKline (GSK). Der Pharmakonzern dominiert zusammen mit den beiden US-Herstellern Pfizer und MSD sowie der französischen Sanofi den Impfmarkt. Denn vor drei Jahren haben sich gleich zwei wichtige Konkurrenten aus dem Geschäft verabschiedet. Erst kaufte Pfizer die Impfstoffsparte von Baxter, dann übernahm GSK jene des Schweizer Pharmariesen Novartis. GSK ist heute der grösste Impfstoffhersteller. Nach eigenen Angaben hat das Unternehmen im letzten Jahr weltweit 833 Millionen Impfdosen ausgeliefert.

Die Folge dieser Übernahmen: Weil sich die Porfolios der bislang konkurrierenden Firmen überschnitten, wurden nach deren Zusammenlegung diverse Impfstoffe vom Markt genommen. Wie die Deutsche Akademie für Kinder- und Jugendmedizin in einem aktuellen Bericht schreibt, war davon auch Td-pur betroffen – jener Impfstoff, bei dem ein Lieferengpass in der Schweiz derzeit für besonders grosse Probleme sorgt.

Die vier Pharmakonzerne haben sich den Markt inzwischen weitgehend aufgeteilt. Bei vielen Krankheiten werden heute Impfstoffe nur noch von einem oder maximal zwei Herstellern angeboten. Da Alternativen oftmals fehlen, haben Lieferengpässe grössere Auswirkungen als früher. In der Schweiz ist dieses Problem noch akuter als in vergleichbaren Ländern: «Es gibt hier nicht für alle Impfstoffe, die wir herstellen, alternative Anbieter», sagt Daniel Breitenstein, Chef von GSK Schweiz. Es seien weniger Impfstoffe zugelassen als zum Beispiel in Deutschland.

Falsch geplant

Engpässe sind weltweit ein Problem. Nicht nur in der Schweiz, sondern auch in anderen Ländern mit einem hoch entwickelten Gesundheitssystem wie Deutschland oder den USA häufen sich die Klagen von Medizinern. Hinzu kommt, dass in den letzten Jahren die globale Nachfrage nach Impfstoffen stark gestiegen ist. So liefert zum Beispiel GSK heute über 80 Prozent seiner Produktion an Entwicklungsländer. «Die gesamte Branche und auch wir haben diese Entwicklung unterschätzt», sagt der Schweiz-Chef des Unternehmens.

GSK hat wie die gesamte Branche den Anstieg der Nachfrage unterschätzt. Das Problem liegt bei uns. Wir müssen bei der Versorgung mit Impfstoffen für mehr Stabilität sorgen.

Andere Branchenvertreter weisen darauf hin, dass die Nachfrage je nach Impfung auch deutlich schwanken kann. Das erschwere ihnen die Planung. Der ganze Herstellungsprozess für einen Impfstoff dauert laut GSK bis zu zwei Jahre. Die Inbetriebnahme einer neuen Fabrik gar bis zu 10 Jahre. Entsprechend lange braucht die Branche, bis Fehlplanungen korrigiert sind.

Neben westlichen Pharmafirmen stellen auch Unternehmen in Schwellenländern wie China oder Indien Impfstoffe her. Zugelassen sind deren Produkte im Westen in der Regel nicht.

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